Inhaltsรผbersicht
Hinter diesem ungewรถhnlichen Begriff verbirgt sich eine bedeutsame Fragestellung, die in der assistierten Reproduktion berรผcksichtigt werden sollte. Warum das Thema so relevant ist, erfahren Sie in diesem Artikel.
Einer der grรถรten Fortschritte in der Reproduktionsmedizin ist die Mรถglichkeit, Embryonen vor dem Transfer genetisch zu analysieren. So kรถnnen Embryonen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf genetische Gesundheit geprรผft werden, was die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft erhรถht. In diesem Zusammenhang lassen sich auch sogenannte Mosaik-Embryonen erkennen โ das sind Embryonen, die eine Mischung aus chromosomal normalen und anormalen Zellen enthalten (dies kann einen oder mehrere Chromosomen betreffen).
Diese Auffรคlligkeit wirft bei vielen Patientinnen verstรคndlicherweise Fragen auf: Was bedeutet eine solche Diagnose konkret? Kรถnnen aus Mosaik-Embryonen gesunde Babys entstehen โ oder sollten sie von vornherein ausgeschlossen werden? Genau hier liegt die Herausforderung โ denn es geht um die Entscheidung zwischen medizinischer Vorsicht und mรถglichem Behandlungspotenzial. Die gute Nachricht: Dank der Fortschritte in der reproduktiven Genetik ist die Antwort heute deutlich hoffnungsvoller, als man noch vor wenigen Jahren angenommen hรคtte.
Was versteht man unter embryonalem Mosaizismus?
Wie bereits erwรคhnt, spricht man von Mosaizismus, wenn ein Embryo sowohl normale (euploide) Zellen als auch Zellen mit chromosomalen Verรคnderungen (aneuploide Zellen) enthรคlt. Euploid bedeutet, dass die Zelle die korrekte Anzahl an Chromosomen aufweist โ aneuploide Zellen hingegen haben zu viele oder zu wenige Chromosomen. Diese Auffรคlligkeit entsteht durch eine fehlerhafte Verteilung der Chromosomen wรคhrend der Zellteilung im frรผhen Embryonalstadium โ ein Prozess, der weder vorhersehbar noch vermeidbar ist.
Bis vor wenigen Jahren ging man davon aus, dass solche Embryonen nicht entwicklungsfรคhig seien. Doch aktuelle Studien zeigen, dass bestimmte Mosaik-Embryonen sich dennoch normal entwickeln und zu gesunden Kindern heranwachsen kรถnnen.
In der Regel verhindern chromosomale Anomalien in einem Embryo dessen Einnistung oder fรผhren zu einer spontanen Fehlgeburt, da der Embryo sich nicht normal weiterentwickeln kann. Solche genetischen Verรคnderungen kรถnnen auch zu bestimmten Erkrankungen fรผhren, die beispielsweise mit geistiger Behinderung, Entwicklungsverzรถgerungen, Herzfehlern oder morphologischen Auffรคlligkeiten einhergehen. Das liegt daran, dass jede Zelle des Kรถrpers die genetische Information aus dem Embryo trรคgt, und Fehler in dieser frรผhen Phase sich auf alle spรคteren Gewebe und Organe auswirken kรถnnen. Aus diesem Grund werden Mosaik-Embryonen รผblicherweise von der Verwendung ausgeschlossen.
Allerdings ist zu beachten, dass der Grad des Mosaizismus variieren kann. Manche Embryonen weisen nur einen geringen Anteil an aneuploiden Zellen auf, wรคhrend bei anderen ein deutlich hรถherer Anteil an chromosomalen Verรคnderungen vorliegt. Diese Unterscheidung ist entscheidend, denn sie bildet die Grundlage dafรผr, ob ein Mosaik-Embryo รผberhaupt fรผr einen Embryotransfer in Betracht gezogen werden kann.
Tatsรคchlich ist belegt, dass als Mosaik klassifizierte Embryonen grundsรคtzlich in der Lage sind, sich einzunisten und eine fortschreitende Schwangerschaft hervorzurufen. Dabei darf nicht auรer Acht gelassen werden, dass die genetische Analyse dieser Embryonen am sogenannten Trophektoderm erfolgt โ also an jener Zellschicht, die spรคter die Plazenta bildet, und nicht an der inneren Zellmasse, aus der sich der eigentliche Embryo entwickelt. Das bedeutet, dass Auffรคlligkeiten im Trophektoderm nicht zwangslรคufig Rรผckschlรผsse auf die Entwicklungspotenz der embryonalen Zellen selbst zulassen.
Dieser Prozess wird derzeit noch erforscht. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Mosaik-Embryonen in der Lage sind, chromosomal abweichende Zellen im weiteren Verlauf der Entwicklung zu โkorrigierenโ, wodurch ein genetisch unauffรคlliger, gesunder Embryo entstehen kann.
PGT-A: Die Bedeutung der Embryonenselektion
Embryonaler Mosaizismus wird mithilfe der genetischen Prรคimplantationsdiagnostik โ genauer gesagt durch den sogenannten PGT-A-Test (Preimplantation Genetic Testing for Aneuploidy) โ erkannt. PGT-A steht fรผr โGenetische Prรคimplantationsdiagnostik zum Ausschluss von Aneuploidienโ und ist eine Technik, mit der das genetische Material von Embryonen untersucht wird, die im Rahmen einer In-vitro-Fertilisation (IVF) gewonnen wurden.
Konkret wird das genetische Material aus biopsierten Zellen des Trophektoderms โ der รคuรeren Zellschicht des Embryos โ analysiert. In den meisten Fรคllen erfolgt dies mithilfe einer hochentwickelten Methode, die massive DNA-Sequenzierung genannt wird.
Durch den Einsatz von PGT-A kรถnnen Embryonen mit einer normalen (euploiden) oder verรคnderten (aneuploiden) Chromosomenausstattung identifiziert werden. Dies ermรถglicht es, gezielt jene Embryonen auszuwรคhlen, die die hรถchste Wahrscheinlichkeit fรผr eine erfolgreiche Implantation haben. Gleichzeitig sinkt das Risiko einer Fehlgeburt, und die Erfolgsraten der Behandlung verbessern sich deutlich.
Im Fall von Mosaik-Embryonen liefert der PGT-A-Test entscheidende Informationen zur Einschรคtzung ihres Entwicklungspotenzials. Nicht alle Mosaik-Embryonen mรผssen automatisch ausgeschlossen werden, da einige durchaus in der Lage sind, sich erfolgreich einzunisten und eine fortschreitende Schwangerschaft hervorzubringen.
Die Entscheidung รผber eine mรถgliche รbertragung sollte auf der Grundlage individueller medizinischer Kriterien erfolgen โ und stets in enger Abstimmung mit Fachรคrztinnen und Fachรคrzten fรผr reproduktive Genetik.
Wann kann der Transfer eines Mosaik-Embryos in Betracht gezogen werden?
Es ist nicht einfach vorherzusagen, ob sich ein Mosaik-Embryo erfolgreich weiterentwickeln wird oder nicht. Zwar lassen sich chromosomale Auffรคlligkeiten durch den PGT-A-Test identifizieren, doch diese sind โ per Definition โ nicht in allen Zellen des Embryos vorhanden und beeinflussen dessen Entwicklung mitunter gar nicht. Das macht die Bewertung komplex, da ein genetisch uneinheitlicher Embryo sowohl gesund als auch entwicklungsgestรถrt verlaufen kann โ je nachdem, welche Zelllinien sich durchsetzen.
Daher sollte die Entscheidung รผber den Transfer eines Mosaik-Embryos unter Berรผcksichtigung folgender Aspekte getroffen werden:
- Fehlen euploider Embryonen: Wenn keine chromosomal unauffรคlligen (euploiden) Embryonen zur Verfรผgung stehen, kann ein Mosaik-Embryo unter Umstรคnden die einzige realistische Option fรผr einen Embryotransfer darstellen.
- Der Grad des Mosaizismus: Embryonen mit einem niedrigen Anteil an aneuploiden Zellen haben eine deutlich bessere Prognose. Viele Labore klassifizieren Mosaik-Embryonen mit einem Aneuploidieanteil von unter 30โฏ% mittlerweile als potenziell รผbertragbar โ entsprechend den Empfehlungen der Internationalen Gesellschaft fรผr Prรคimplantationsdiagnostik (PGDIS).
- Art der chromosomalen Verรคnderung: Der potenzielle Einfluss einer genetischen Abweichung hรคngt stark davon ab, welche Chromosomen betroffen sind und an welcher Stelle sich die Verรคnderung befindet. Manche Anomalien haben gravierendere Auswirkungen auf die embryonale Entwicklung als andere.
- Medizinische Vorgeschichte des Paares: Die individuelle Krankengeschichte, etwaige genetische Prรคdispositionen oder frรผhere Fehlgeburten sollten in die Entscheidung einflieรen.
Und wann wird von einem Transfer abgeraten?
Laut der PGDIS (Preimplantation Genetic Diagnosis International Society) gelten Mosaik-Embryonen mit Auffรคlligkeiten auf den Chromosomen 13, 15, 16, 18, 21, 22 sowie den Geschlechtschromosomen X und Y als โhochrisikobehaftetโ. Diese Chromosomen sind besonders relevant, da Verรคnderungen hier mit einer erhรถhten Wahrscheinlichkeit fรผr eine Lebendgeburt mit Aneuploidie โ also einer fehlerhaften Chromosomenanzahl โ verbunden sind.
Auรerdem dรผrfen sogenannte โaneuploide Mosaik-Embryonenโ unter keinen Umstรคnden รผbertragen werden. Dabei handelt es sich um Embryonen, die zwei oder mehr unterschiedliche Zelllinien mit jeweils eigenen chromosomalen Anomalien aufweisen. Diese gelten als nicht entwicklungsfรคhig und mรผssen โ ebenso wie klassisch aneuploide Embryonen โ ausgeschlossen werden.
Jeder Embryo zรคhlt
Dank der Fortschritte in der reproduktiven Genetik wissen wir heute, dass Mosaik-Embryonen nicht grundsรคtzlich ausgeschlossen werden sollten. Der PGT-A-Test in der Clรญnica Tambre ermรถglicht es uns, gezielt jene Embryonen mit dem hรถchsten Entwicklungspotenzial auszuwรคhlen โ und dadurch die Implantationsrate zu optimieren und das Risiko nicht fortschreitender Schwangerschaften zu verringern.
In bestimmten Fรคllen โ etwa wenn im Rahmen einer IVF keine euploiden Embryonen verfรผgbar sind โ sollte jeder einzelne Embryo sorgfรคltig geprรผft und bewertet werden. Denn unter solchen Umstรคnden kann ein Mosaik-Embryo eine reale Chance darstellen, den Kinderwunsch dennoch zu erfรผllen.
Bis heute wurde weltweit bei keinem der รผbertragenen Mosaik-Embryonen von der Geburt eines Kindes mit gesundheitlichen Problemen berichtet, die eindeutig auf den zuvor diagnostizierten Mosaizismus zurรผckzufรผhren wรคren. In der Clรญnica Tambre ist es das medizinische Team selbst, das gemeinsam mit Experten und Expertinnen der Genetik jeden einzelnen Fall sowie jeden Embryo sorgfรคltig beurteilt, um vor dem Embryotransfer eine fundierte genetische Beratung anzubieten.
In der Clรญnica Tambre setzen wir modernste Technologien zur chromosomalen Diagnostik von Embryonen ein โ mit dem Ziel, Ihre Chancen auf die Geburt eines gesunden Kindes zu maximieren. Wir messen jedem einzelnen Embryo groรe Bedeutung bei, denn wir wissen: Jeder Embryo kann eine neue Mรถglichkeit sein, Ihrem Kinderwunsch nรคherzukommen.
Wenn Sie mehr รผber Mosaik-Embryonen, die genetische Prรคimplantationsdiagnostik oder andere Verfahren der assistierten Reproduktion erfahren mรถchten, stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfรผgung. Kontaktieren Sie uns oder vereinbaren Sie telefonisch unter +34ย 914ย 116ย 111 Ihren ersten Beratungstermin. Wir sprechen auch Deutsch!